“Nabel der Welt” in der Hallstattzeit
“Burg war der Nabel der Welt”, sagen die Eisenzeitarchäologen. Zumindest 700 Jahre vor Christus. Die kleine südburgenländische Ortschaft am Eisenberg soll in der Hallstattzeit einer der wichtigsten Knotenpunkte für den Handel gewesen sein. Auf dem strategisch günstigen Bergrücken in der Pinkaschlinge errichteten die „Eisenbarone“ ihre Erdburg. Das rund 600×250 m große Plateau bot guten Schutz vor einfallenden Feinden. Am Eisenberg wurde Erz gefördert, Eisen und Kupfer wurden verarbeitet und verkauft, verkehrstechnisch lag die Region günstig an der Bernsteinstraße. Von der Burg in der Gemeinde findet man heute nur mehr die Grundfesten
Im nicht weit entfernt in Schandorf, gibt es das größte Hallstatthügelgräberfeld in Europa, wie die Archäologen erklären. Zur Bestattung ihrer Toten errichteten die mächtigen und reichen Fürsten riesige Grabhügel im heutigen Schandorfer Wald. Mehr als zweihundert riesige Erdhügel als bleibende Erinnerungsdenkmale für die Verstorbenen wurden so aufgeschüttet. Diese Praxis der Bestattung zog sich bis um 300 vor Christi Geburt, als die Eisengewinnung im heutigen Burgenland ihren Höhepunkt erreichte.
Zwischen der heutigen Verbauung in Burg sind noch immer die mächtigen Wälle der Befestigungsanlagen der älteren Eisenzeit zu erkennen. An höchster Stelle steht die Pfarrkirche. Im Bereich der „Alten Burg“ (Óvár) sind heute noch die Fundamente eines runden Turms zu sehen – wahrscheinlich die spätere sogenannte Rabenburg – und die Basis eines rechteckigen Turms in der Nähe der Kirche.
Die Geschichte des Dorfes ist eng mit der der Burg verknüpft. Wann diese erbaut wurde, ist nicht bekannt. Jedoch lässt der in einer mittelalterlichen Urkunde erwähnte Name “Óvár” (alte Burg) auf ein sehr hohes Alter der Anlage schließen. Wahrscheinlich war schon in der Spätbronzezeit ein Holz-Erd-Wall errichtet worden. So stieß man bei der Errichtung des Kriegerdenkmales 1935 auf eine jungsteinzeitliche Wohngrube, wobei Gefäßscherben der Theiß-Lengyelkultur gefunden wurden. Weiters nimmt man an, dass dort bereits zur Römerzeit ein Turm gestanden hatte. Die Festung wurde wohl auch von den Römern wegen ihrer strategisch wichtigen Lage an der Bernsteinstraße und auf der Verbindung von Pannonien (Savaria) und Norikum (Flavia Solva) genutzt und mit einem Wachturm befestigt.
Zur Zeit der Römer gehörte Burg zum Stadtgebiet Savaria (Szombathely). So findet sich nördlich des Badesees ein römischer Meierhof, dessen Fundamente unter der Erde erhalten geblieben sind. Aus dieser Zeit stammen auch die Steinsarkophage, die 1893 entdeckt wurden. Ein römischer Steinlöwe, der in Burg gefunden wurde, wurde in der Pfarrkirche Hannersdorf eingemauert. Am östlichen Chorstrebepfeiler der römisch-katholischen Pfarrkirche Maria Geburt in Hannersdorf befindet sich eine römerzeitliche Marmorplastik aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Auch am nördlichen Schiffstrebepfeiler ist ein römerzeitliches Relief eines Weinstockes aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Beide Steine stammen aus der ehemaligen Befestigungsanlage der Ortschaft Burg.
Das römische Wallsystem stammt aus der Zeit um 1000 und wurde später erweitert. Im 10. und 11. Jahrhundert wurde eine weitere Holz-Erde-Mauer als Umwallung errichtet, innerhalb dieser sich bereits eine ansehnliche Siedlung befand. Zur Zeit des Stephans I. des Heiligen (ungarisch: Szent István * 969 † 1038) soll es auf der Halbinsel, die vom Fluss Pinka begrenzt wurde, bereits eine Burg gegeben haben. Aus gefundenen Gefäßresten zu schließen, wurde die Hoch- und Rückzugsburg im Mittelalter gebaut.
Die Befestigungsanlagen von Burg sind nicht nur uralt, sondern auch von riesiger Ausdehnung, in der Längserstreckung 560 m und damit größer als jede andere Befestigungsanlage in Westungarn. Experten zufolge stand hier eine der größten Anlagen Europas. Sie liegen in der Pinkaschlinge auf Hügeln, die zum Fluss steil abfallen und so schon von Natur aus für eine Befestigung bestens geeignet waren.
Die mittelalterliche Burganlage besteht aus drei Teilen: 1 einer Vorburg im Norden, die an urgeschichtliche Ringwälle erinnert. 2 Das Mittelwerk trägt auf einem Wall die Reste einer nahezu 4 m dicken Mauer, offenbar noch aus der Zeit vor 1244. In diesem mittleren Teil steht die Kirche St. Andreas. Die dem heiligen Andreas geweihte Kirche stand hier bereits im 9. Jahrhundert. 3 Der dritte Teil, auf drei Seiten von der Pinka umflossen, wird schon 1244 als Óvár, also alte Burg, bezeichnet. In der Mitte stand, durch zwei Wälle und Gräben geschützt, ein alter, kreisförmiger Turm.
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Das andere Ufer der Pinka wurde von einem Vorplatz namens Schloss Toboy (Mons Toboy) oder Tolvayvárhegy (Diebesburgberg) geschützt., das Wort Tolvay (Dieb) bedeutet hier Schmuggler. Dieser befestigte Brückenkopf war durch eine Zugbrücke mit der Hauptbefestigung, dem Alten Schloss, verbunden. Er lag direkt an der Eisenbergstraße. Von dieser zweigte, nach der Pinkaüberquerung, die “via magna ad castrum Óvár” (1244) ab. Burg war also ein wichtiger Straßenknotenpunkt. Ein Markt bzw. ein “Oppidum” konnte sich an der Burg aber nie entwickeln, vermutlich wegen der Nähe der beiden großen Märkte Rechnitz und Steinamanger.
Der wichtigste Wirtschaftszweig der Herrschaft war der ausgedehnte und qualitativ hochwertige Weinbau am Ostabhang des Eisenberges. Aus dem Hochmittelalter sind Spuren eines Eisenbergbaues im Bereich der Burg und am Eisenberg erhalten.
An der Westgrenze des Königreichs Ungarn finden sich Spuren früher, komplexer Befestigungen, die eine wichtige Rolle beim Schutz der Grenze spielten. In der Árpádian-Ära (1000-1300) wurde die alte Burg eine wichtige Festung des ungarischen Landes.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes wurde 1244 in einer Urkunde des ungarischen Königs Bela IV. gefunden. Der Comes Mod aus dem Geschlecht der Chem sowie seine Söhne und weitere Verwandte, der „Csém-Clan von Sámfalva“, wurden mit dem Burgfeld von Óvár belehnt, damit diese dort eine Burg errichten sollten, auch als Lohn für ihre mutige Haltung zur Zeit der deutschen Invasion und für ihr Heldentum in den Kämpfen gegen die Deutschen. Da das Diplom das Gut als Óvár bezeichnete, ist es klar, dass sich hier bereits ein befestigter Ort befunden hatte. Wahrscheinlich war die Burg 1241 von den Mongolen verwüstet worden. Die Truppen des Mongolischen Reiches wurden auch als Tataren oder auch Tartaren bezeichnet. Nach der Zerstörung der Burganlage waren es deutsche Bauern gewesen, welche sich niedergelassen, die Wälder gerodet und die Sümpfe trocken gelegt hatten. König Bela IV. beauftragte sie 1244, die Burg als Grenzburg wieder instand zu setzen.
Die Chem (Csém) oder Seifriede waren ein deutsches Adelsgeschlecht, Chem wurden sie nach dem Kirchdorf Chem (Schandorf) genannt. In der Grenzziehungsurkunde wurden das Castrum von Óvár, Schandorf, Schilding (Csatár), Eisenberg und Badersdorf genannt. Die Chem nannten sich von nun an Óvári.
Die nächsten zwei Jahrhunderte verliefen relativ ruhig und die Siedlung entwickelte sich ebenfalls erheblich. Im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts scheint die Burg unter dem Namen Tolvajvár (Diebesburg) oder als Hollókö (Rabenstein) auf. In einer Urkunde aus dem Jahr 1379 wird die Burg von Hollókö zusammen mit dem Nachlass von Óvár erwähnt.
In den 1390er Jahren teilten die Edlen von Burg ihre Besitzungen und im Jahre 1415 teilten die Brüder Seffrid Lörenz von Burg die Ortschaften Szarvaskend, Winten sowie Schilding, Schandorf, Burg, Badersdorf und einen rund um die Burg gelegenen Platz, der als “feldvár” bezeichnet wurde.
1436 traten die Seifriede im Dienste der Garai für die Königinwitwe Elisabeth ein. Trotzdem wurde ihre Burg anscheinend von Ulrich von Cilli erobert. Die Seifriede bemühten sich um ihre Rückgabe.
Für diese Zeitspanne bis 1526 wird die Herrschaft der deutschen Adelsgeschlechter Ellerbach und Baumkircher bzw. der direkte Einfluss Kaiser Friedrichs III. in unserem Raum immer bedeutsamer; erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts bzw. zu Anfang des sechzehnten Säkulums tritt wieder Aufstieg der Erdödy und Batthyäny in Erscheinung.
Nach dem Tod Wladislaws I. gelangte auch Burg in den Besitz Kaiser Friedrichs III. 1446 wurde die Burg gegenüber Johann Giskra, der sie erobert und den Deutschen übergeben hatte, wieder der Familie Óvári zugesprochen. 1449 bekräftigte der Reichsverwesen Johann Hunyadi den Besitz der Familien Csém und Kaldi an den an die Krone heimgefallenen Orten Burg, Badersdorf, Csatár, Szarvaskend, Schandorf und an dem Dorf Kemeten.
Aus Diplomen geht hervor, dass die Güter von János Óvári, der ohne Nachkommen verstorben war, 1452 von János Hunyadi an János Somos Vági und 1455 an Andreas Baumkircher verpfändet wurden. Dazu gehörten damals Burg, Schandorf, Eisenberg, Badersdorf, Schilding (Csatár), Miedlingsdorf, Großnahring (Nagynarda), Woppendorf und Zuberbach, vor allem aber das höchst wertvolle und große Weingebirge am Eisenberg. Nach mündlicher Überlieferung richtete König Matthias an dieser Stelle ein Jagdschloss ein. 1455 übertrug Matthias Corvinus die Herrschaft Burg, das Dorf Óvár mit andern Ortschaften als neue Schenkung, ins Eigentum Baumkirchers. Dagegen kämpfte die Linie Sibrik de Szarvaskend vergeblich an.
1461 verkauften Gregor, Seifried von Szarvaskend, die Besitzansprüche auf Burg mit den Dörfern Burg (Óvár), Nahring, Zuberbach, Schandorf. Woppendorf und Rohrbach an der Teich an Andreas Baumkircher und seine Söhne Wilhelm und Georg. Ladislaus von Sibrik erreichte zwar die Anerkennung seiner Besitzrechte, die tatsächliche Einsetzung wurde aber von Barbara, der Witwe Baumkirchers, verhindert.
Da sich die Burgherren in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelten, kam es zur Zerstörung der Burg. Der Besitz wurde vernachlässigt, 1489 ist von einer zerstörten Burg “Óvár” zu lesen. 1489 übertrugen auch Ladislaus und Sigismund von Sibrik die Rechte auf die Burg an die Baumkircher, die Burg ging nun vollständig in den Besitz von Baumkircher über. Die Herrschaft wurde ein Bestandteil der Herrschaft Schlaining. Nachdem die Burg zugrunde gegangen war, ging nun allmählich der ganze dazugehörige Besitz an die Baumkircher über und verschmolz mit ihrem Schlaininger Besitz.
Es wurde 1532 von den Türken verwüstet, Als Folge der Verwüstungen des Türkenzuges von 1532 dürfte schließlich der Ort und damit auch die Burg sehr herabgekommen sein Die Burg wurde wahrscheinlich während der Belagerung von Kőszeg im Jahre 1532 verwüstet und zerstört. Die Besitzer des Dorfes waren identisch mit den Herren des Schlosses. Die Bewohner flohen im Falle eines feindlichen Angriffs hierher, wahrscheinlich auch noch in die damals stark zerstörte Burg.
1544 ging der Ort in den Besitz der Batthyány über, die Grafen Batthyány wurden alleinige Herren der Trümmer der historischen Burg, sie wurde nicht mehr wiederaufgebaut oder erneuert. Später trugen die Bewohner der Region die Steine der Burg fast vollständig davon und bauten sie in ihre Häuser ein.
Der deutsche Name “Burgh” taucht erst im 16. Jahrhundert auf. Heute zeugen nur mehr einige Grundmauerreste und die künstlichen Geländeformen von der Großzügigkeit und militärischen Stärke der Wehranlagen.
Quellen/Links:
https://kurier.at/chronik/burgenland/eisenberg-als-nabel-der-welt-in-der-hallstattzeit/262.626.403
https://www.sued-burgenland.com/burg.htm
http://www.wehrbauten.at/bgld/burgenland.html?/bgld/ovar/ovar.html
http://www.atlas-burgenland.at/index.php?option=com_content&view=article&id=411
https://www.iron-age-danube.eu/archiv/site/detail/6271
https://www.best-of-burgenland.com/hannersdorf.htm
https://www.best-of-burgenland.com/burg.htm
https://www.best-of-burgenland.com/burgen_schloesser_burg_ovar_bei_hannersdorf.htm
http://schandorf.at/gemeinde/details/article/huegelgraeber-in-schandorf/
https://docplayer.org/107438271-Bezirk-oberwart-burgen-und-befestigungen.html
https://web.archive.org/web/20090925121408/http:/jupiter.elte.hu/pinkaovar/pinkaovar.htm
https://www2.rgzm.de/Transformation/Noricum/NW_Struktur/img/06_Pannonia_Nordwest_Struktur.htm
https://varak.hu/Sehensw%c3%bcrdigkeiten/index/40-Pinkaovar-Var/
http://muemlekem.hu/hatareset/Eroditesrendszer-Pinkaovar-2705
https://hu.wikipedia.org/wiki/Pinka%C3%B3v%C3%A1r
https://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_13_0077-0085.pdf
Archäologische Forschungen in Burg
Projekt ArcheON https://archeon2020burg.jimdofree.com/
ArcheON auf Facebook https://www.facebook.com/Archeon-590383204819812/?ref=page_internal
Presse
https://kurier.at/chronik/burgenland/stonehenge-ist-nichts-dagegen/400146491
https://kurier.at/chronik/burgenland/bernsteinstrasse-als-touristenmagnet/400645553
https://kurier.at/chronik/burgenland/archaeologische-schaetze-sollen-touristen-anlocken/401047072